ORPLID IN ICKING
Peter Casagrande - Emö Simonyi
Bilder
Austellung vom 18. Nov. bis 10. Dez. 2006
Icking – Zwei Künstler, deren Werke sich so sehr
unterscheiden, dass man sie sogar als zwei diametrale Pole sehen kann,
hat Alinde Rothenfußer zu einer gemeinsamen Ausstellung im Orplid
in Icking zusammengeführt. Es sind die in Ungarn geborene und seit
1971 in der Bundesrepublik lebende Malerin Emö Simonyi und der in
Weilheim gebürtige Maler und Kunstpädagoge Peter Casagrande.
…
…Emö Simonyi studierte zunächst an der Kunstakademie
in Budapest Malerei und Grafik, gewann bereits 1968 den ersten Preis
beim Wettbewerb in London für „Best Design of the
Year“. Seit jenen Jahren bewegt sich das Leben Simonyis, die in
München lebt, zwischen Arbeitsstipendien, Lehraufträgen im
In- und Ausland, darunter seit 1995 die Kursleitung an der Akademie
für Darstellende und Bildende Kunst in Marburg und Kursleitungen
an der Münchner Akademie, und einem beinahe an Besessenheit
grenzenden Fleiß, was die eigene künstlerische Arbeit
angeht. Die Ergebnisse haben in zahlreiche Ausstellungen Eingang
gefunden….
…Oberflächlich betrachtet steht sie fest auf dem Fundament
des expressiven Realismus. Sie beherrscht Figur und Räumlichkeit
auf eine geradezu atemberaubende Weise, setzt in ihrer immens schnellen
und sicheren Pinselarbeit Farbe gestaltend und strukturierend,
gleichermaßen jedoch als Träger gefühlter Wahrheiten,
ein. In der Ausstellung hängt eine Serie großformatiger
Porträts auf auseinandergefalteten Kartons als Bildgrund, von
denen jedes Einzelne voll und ganz das Wesen des dargestellten Menschen
erfasst, und eben nicht nur die – sehr ähnliche Physiognomie
-, sondern auch das, was sich von diesem Menschen in seinem Gesicht und
vor allem auch in seinen Augen ausdrückt. Grün und violett
können da durchaus ihre Aufgaben haben.
Ein Teil der Arbeiten stammt aus den neunziger Jahren. Das sind vor
allem die dynamischen, weit in den Raum hinaus wirkenden Schädel,
riesige vielfarbige, mit Weiß strukturierte, knochige
Tierköpfe mit bleckenden Zahnreihen und leere Augenhöhlen.
Tod und Leben sind hier bedrängend eng beieinander. Es mögen
sich die nun immer deutlicher werdenden Schrecken unseres technischen
Zeitalters der Malerin die Hand geführt haben. Doch in einem Teil
verschiedener Serien kleinerer Zeichnungen auf Papier ist dies
Ineinanderspielen von Leben und Tod ebenfalls enthalten. Man kommt
zusammen, feiert zusammen, tanzt zusammen, stürzt sich von
Beckenrändern in Fluten mit diesen für Simonyi immer
typischen, anatomisch richtigen, schwellenden Leibern. Aber von
irgendwoher drängt eine Chimäre herein, zeigt sich ein
Stück eines Gerippes, warnt ein Memento mori den lebenslustigen
Jedermann, der nicht hinschauen will. Und wenn es sich auf einer
raumhohen Säule aus Kartons zeigt, der blutvolle, lustvoll erlebte
Körper und das, was allenfalls bleibt, ein Gebäude aus
gebleichten Knochen.
INGRID ZIMMERMANN
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